Dossier → Sguardi Periferici : Periphere Blicke / Vernissage

Einführung in die Ausstellung, 18′, Urs Füssler (Transkript)

Eine Ausstellung von Trutz von Stuckrad Penner auf Einladung des Kuratoriums der BDA Galerie Berlin

Liebe Freundinnen und Freunde der Architektur!

Als Mitglied des Kuratoriums der Galerie des BDA Berlin möchte ich ein paar Worte zur Eröffnung der Ausstellung /SGUARDI PERIFERICI : PERIPHERE BLICKE/ von Katharina von Stuckrad, Götz von Stuckrad und Jan Trutz verlieren. Die drei sehr lakonisch agierenden Ausstellungsmacher-innen haben mich angefragt, hier fünfzehn Minuten zu sprechen, was mir eine Freude und Ehre ist, und weil die Drei wahrscheinlich selbst am liebsten gar nicht viel reden wollen, sehe ich meine Aufgabe darin, sie zum Reden zu bringen, denn das ist das beste, was uns heute passieren kann. Wir vom Kuratorium hoffen auch, dass die Autor-innen im Rahmen dieser Ausstellung noch Führungen veranstalten werden. Und so nehme ich mir vor, hier drei Minuten zu überziehen.

Es gibt von Mies van der Rohe ein Zitat, das wahrscheinlich wir alle kennen, superkokett: „Man kann nicht jeden Morgen eine neue Architektur erfinden.“ Das sind die Worte eines genialen Selbstvermarkters und in diesem Falle auch Lügners, denn wir wissen heute, welche Rolle unter anderem Peter Behrens, Hans Poelzig, Heinrich Tessenow, Le Corbusier, Lilly Reich oder Karl Friedrich Schinkel bei der Entwicklung seines Werkes gespielt haben. Wir wissen es alle. Relevant an der Sache ist aber, und darauf möchte ich hinweisen, dass Aachen, Mies van der Rohes Herkunftsstadt, näher an Paris liegt, als an Berlin. Und das führt zu einer Art Mini-Selbstlegitimation. Weshalb haben mich Katharina, Jan und Götz gefragt, hier zu sprechen? Mir war das Material, das man hier sieht, in Teilen sehr bekannt oder bekannt. Und das wiederum hat damit zu tun, ich möchte mir darauf nichts einbilden, ein paar hundert Meter südlich des bundesdeutschen Terrains geboren worden zu sein und dadurch ein wenig in ein anderes soziales Umfeld zu geraten, und dieses Umfeld bringe ich jetzt hier gewissermassen mit. Von Berlin aus gesehen ist die Distanz nach Paris, die Distanz nach London oder die Distanz nach Rom nicht gering. Und wir versuchen sie zu überbrücken.

Beim Vorbereiten dieser Einführung habe ich mich abgelenkt, Zeitung gelesen, und heute auf der Frontseite der Webpräsenz der F.A.Z. unter der Überschrift „Rechtsextreme Einstellungen in Thüringen stark gestiegen“ den folgenden Satz gelesen: „Fast 60 Prozent der befragten Thüringer sehen Deutschland durch Ausländer ‚in einem gefährlichen Masse überfremdet‘.“ [https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/thueringen-monitor-2023-rechtsextreme-einstellungen-nehmen-zu-19657198.html]. Von so einer Sache wollte ich natürlich nicht reden, aber das spielt plötzlich in das Thema rein, natürlich, und — /Thüringen/ — /Weimar/ — /Goethe/ — /Goethes Gartenhaus/. Sie kennen vielleicht den unrühmlichen, peinlichen, auf jeden Fall übel motivierten Versuch von Paul Schultze-Naumburg, „das deutsche Haus“ zu definieren über das Gartenhaus von Goethe. Und wenn wir heute dieses Haus angucken, ist klar, das ist etwa nicht ein Lehmhaus, bei den Holzpfosten in die Erde gerammt wurden, um dann Äste zwischen diese Holzpfosten zu /winden/, um das Ganze mit Lehm zu verkleistern, sprich ein Haus aus /Wänden/, sondern es ist ein /gemauertes/ Haus, mit /Mauern/ aus Ziegelsteinen, also einer Bautechnik, die uns die Römer vorgemacht haben. Und wenn wir heute dieses Haus angucken, ist klar, das ist nichts neues, das ist ein wunderbares Beispiel des französischen Klassizismus.

Wir leben also in einer Zeit, in der wir uns fragen müssen: was zum Teufel passiert gerade, wenn man Angst hat vor „Überfremdung“, vor fremden, vor unguten kulturellen Einflüssen? Denn hier handelt es sich um eine Sache, die uns — also wir, die wir alle mit und um und in der Architektur arbeiten — völlig vertraut sein müsste: Alles was da ist, alles, was es gibt, ist durch kulturelle Aneignung entstanden, durch Einflüsse von allen Seiten. So komme ich beispielsweise aus einem kleinen Land, von dem aus gesehen es in jeder Himmelsrichtung weiter entwickelte, bedeutendere Architekturen zu finden gibt. Weshalb man sich schon früh darauf besonnen hat, von überall her alle Bautechniken, Konstruktionsweisen, Stile, Traditionen, Kulturformen des Hausens zu klauen — so gut man dazu in der Lage war, sobald sie als überzeugend, einnehmend, nachahmenswert erkannt wurden.

Ich werde also nicht umhin kommen, ein kurzes Beispiel aus dieser kleinen, sozialen Prägung hier einzubringen, und zwar eine Erfahrung an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich, wo es am Lehrstuhl von Fabio Reinhart eine Kulturtechnik des Entwerfens gab, die, glaube ich, aus europäischer Perspektive auch heute superspannend ist. Und die ist mir bei Eurer Arbeit, Katharina, Götz, Jan, bei dem, was man hier in der Ausstellung sieht, begegnet. Zum ersten Mal in der Version der Ausstellung, die in Eurem Büro, im Büro /Trutz von Stuckrad Penner/, zu sehen war. Und das bedeutet, um zurück zu Mies zu kommen, Fabio Reinhart und sein Compagnon Miroslav Šik haben behauptet, man könne nicht nur jeden Montag keine neue Architektur entwickeln, Verzeihung, erfinden, sondern: Architektur erfinde man sowieso überhaupt gar nicht! Und wir als Studierende, wir waren da ganz neu, sollten uns bloss nicht einbilden, wir könnten uns irgend etwas aus dem Kopf, aus dem Ärmel ziehen, etwas entwickeln, das es vorher noch nicht gegeben habe. Und so sind wir gleichsam gezwungen worden, mit Referenzen zu arbeiten. Wir haben tagelang in der Baubibliothek verbracht, sind mit Fotoapparaten durch die Stadt gestreift, haben uns Bilder von Reisen gezeigt und haben alles kopiert, fotokopiert. Und das Brutale, das Bittere für uns war, dass wir all dieses Material an die Wände des grossen Zeichensaales hängen mussten. Es gab also nicht die Möglichkeit, dass man sagen konnte: „Das ist mein Schatz, das gehört mir, das sind meine Referenzen, die sind so gut, die zeige ich niemandem!“ Sondern alles, was alle gefunden haben, hat allen gehört. Und so haben wir in kürzester Zeit sehr viel Material kennen gelernt, das Beste vom Besten. Und dazu kommt natürlich noch, dass wir aus allen Ecken des Landes, und darüber hinaus, herkamen und so kulturell verschiedenste Sachen zusammengetragen haben, alles in diesem einen Raum, dem /Atelier/, wie in einem Reagenzglas. Das ist ein erster Aspekt der Bedeutung dieser Ausstellung. Hier geht es um eine Entwurfstechnik des kulturellen Aneignens, also des Klauens, um etwas Eigenes daraus zu machen.

Und es gibt einen zweiten Aspekt, auf den ich hier eingehen möchte: Ich behaupte — ich lass mir da auch gerne etwas anderes sagen — so sehe ich das mit längerzeitigem Rückblick — dass man heute von einer /Entwicklungslücke/ in der modernen Architektur sprechen könnte. Nehmen wir als Beispiel das Haus der Statistik am Alexanderplatz. Das Gebäude wurde 1968-1970 nach Plänen des Architektenkollektivs Hörner, Senf und Härter gebaut. Es ist ein modernes Gebäude. Nach dem von Miroslav Šik für diesen Gebäudetyp geprägten Begriff kann man es als /Crèmeschnitte/ bezeichnen [Anm.d.Red.: Patisserie; ostelbisch /Napoleonschnitte/, polnisch /Napoleonka/, französisch /Mille-feuille/], aufgrund der visuellen Ähnlichkeit der Struktur der Geschossdecken und Brüstungselemente. Gar nicht unähnlich dem frühen Projekt Mies van der Rohes für ein /Bürohaus aus Eisenbeton/, 1923. Die Fassadenelemente waren aber ornamental, dreidimensional gestaltet, so dass bei Streiflicht nicht nur die abblätternde Farbe, sondern eine fantastische Plastizität an diesem Gebäude sichtbar war. Dazu kam, es war kein klassischer DDR-Plattenbau aus tragenden, geschosshohen Bauelementen, sondern ein Skelettbau mit auf Fuge gestossenen, vorgehängten Brüstungselementen aus vorfabriziertem Beton mit eleganten Bändern aus Kastenfenstern; unorthodox und vielleicht aus der Not der Zeit, weil es keine industriell gefertigten gab, waren sie aus Holz gefertigt und auch im Alter schön anzusehen. Der Abriss des Gebäudes konnte verhindert werden und dem musterbeispielhaften /Modellprojekt Haus der Statistik/ liegt vermutlich das gegenwärtig progressivste Programm einer kooperativen und gemeinwohlorientierten Umnutzung eines Gebäudeensembles in der Stadt zu Grunde. Aber jenseits aller Programmatik gehört zum Bauen im Bestand gnadenloserweise auch der evaluierende Vergleich der Architektur: was war das Haus vorher, was hätte es werden können und was ist es geworden? Vergegenwärtigen wir uns eine Betrachtung auf dem Weg vom Haus des Reisens (im Rücken) über die dicke Otto-Braun-Strasse zum Haus der Statistik, bevor man die noch breitere Karl-Marx-Alle zum Haus des Lehrers (im Hintergrund) überquert. Die Architekten Hörner, Senf und Härter haben mit ihrem Entwurf auch eine Kritik an der bestehenden Moderne formuliert, gewissermassen eine Architektur als Kritik an dem, was da ist. Wenn man es vergleicht mit den zuvor realisierten Wohnungsbauten des zweiten Bauabschnitts der Karl-Marx-Allee, also zwischen Straussberger Platz und Alexanderplatz, dann artikulierte sich plötzlich eine Plastizität, eine Materialqualität, gliedernde Fassadenelemente aus Metall, es gab nicht diese gigantischen Fugen der Bauelemente, mit denen man nichts anfangen konnte, die serielle Architektur wurde hier bereits verfeinert. Und so wie ich das sehe, vielleicht tue ich dem Umbau und den Architektinnen und Architekten Unrecht, aber es soll hier um das Beispiel gehen, sind diese Qualitäten verloren gegangen durch die Sanierung, die wir jetzt sehen können. Das schmerzt — ein bisschen. Es ist nicht relevant, es passiert zu allen Zeiten, aber um es auf den Punkt zu bringen, möchte ich behaupten: man hat die moderne Nachkriegsarchitektur wiederentdeckt, nach der Postmoderne, was man aber übersehen hat, und das schafft eine Lücke, ist die wunderbare, die grandiose Kultur eines selbstreflexiven, /kritischen/ Umgangs der Moderne mit sich selbst.

Damit spreche ich an, wovon Jan und Katharina und Götz sicher auch noch erzählen werden. In dieser Ausstellung können wir eine /andere/ moderne Nachkriegsarchitektur entdecken. Was ist der Grund, was passiert da, wie kommt es, warum erscheint sie uns anders? In der Bundesrepublik herrscht eine bauhauszentrierte Binnensicht auf die Moderne. Sobald man ein bisschen von ausserhalb guckt, sagen wir allein schon aus dem nahen Ausland, dann sieht man natürlich, das Bauhaus ist wunderbar, es ist eines aus einer ganzen Reihe von faszinierenden Projekten der Modernen Architektur. In dieser Ausstellung haben wir es sowohl mit einer selbstbewussten und unabhängigen Modernen Architektur zu tun, die sich aber auch insbesondere dadurch auszeichnet, dass sie sich kritisch mit ihrer eigenen Geschichte auseinandersetzt. Das ist der zweite Aspekt der Bedeutung dieser Ausstellung. Sie sehen, es gibt hier viel zu entdecken.

Mehr würde ich hier gar nicht sagen wollen, an dieser Stelle — ja vielleicht doch. Was ist die Bedeutung dieser Ausstellung für die BDA Galerie? Wir haben zwar noch keinen definitiven Titel, aber im Kuratorium sind wir der Meinung, dass es sich bei dieser Ausstellung um ein neues Format handeln könnte, das wir weiterführen möchten. Wir sehen, was Jan, Katharina und Götz hier zeigen. Sie arbeiten, habe ich mir sagen lassen, an dem Stoff schon seit über zwölf Jahren, hier handelt es sich also nicht um eine Ferienromanze, die man halbtot über die Alpen schleppt, sondern das hier ist ein Teil der Juwelen des Büros, eine Schatztruhe, eine Werkzeugkiste, Work in Progress, ein Substrat von fantastischen Ideen — bevor das gute Buch dazu entstanden ist, bevor neue, davon inspirierte Wohnungsbauprojekte realisiert worden sind, bevor wir sagen können: hier sehen wir eine Reihe von Ina-Casa-inspirierten Projekten des Büros Trutz von Stuckrad Penner. In diesem Moment stellen sie dieses Innerste vom Inneren an wertvollem Material, das die Drei über Jahre zusammengetragen haben, hier aus. Eine Preisgabe, die vermutlich neben aller Freude des Zeigens, des Einbeziehens, auch mit Schmerzen, mit Ängsten verbunden ist. Das heisst, wenn wir jetzt hier von einem neuen Format sprechen in der BDA Galerie, dann wünschen wir uns vielleicht einmal im Jahr eine solche Ausstellung. Die Frage ist nur: Wie viele Büros gibt es, die nicht nur in der Lage sind, sondern sich auch trauen, so etwas auf die Beine zu stellen? Schauen Sie sich das an, das ist gross! Fragen Sie und lassen Sie sich viel erklären und zeigen! Ich hoffe, dass das anstiftend wirkt, dass es unter Ihnen, werte Kolleginnen und Kollegen, auch einige gibt, die bei sich feststellen: „Ja, wir haben eigentlich auch solche Sachen in unserem Büro, das ist super, wir können das auch, wir würden das gerne zeigen.“ — oder Sie kennen Leute, auf die das zutreffen könnte, dann melden Sie sich bitte bei uns! Wir würden das gerne institutionalisieren. Wir finden, das ist ein guter Anfang. Und den Ängstlichen unter Ihnen möchte ich zurufen, was wir auch schon im Studium lernen konnten: wer mit dem gleichen Material arbeitet, sei es an Wänden aufgehängt und auf Tischen ausgelegt, kann mit diesem ganz unterschiedliche Projekte machen. Gute Architektinnen und Architekten fürchten das nicht, sondern sie erkennen den Wert bereits im Moment des Auffassen. Und das spielt nicht nur zwischen Studierenden, von Büro zu Büro, von Architektin zu Architekt, von Bundesland zu Bundesland, von Nachbarland zu Nachbarland; nennen wir es kulturelle Aneignung, nennen wir es Klauen — es macht viel Freude!

In diesem Sinne möchte ich jetzt das Wort an die Autorin und die Autoren dieser Ausstellung weitergeben.

Führungen durch Trutz von Stuckrad Penner Architekten:

Dauer der Ausstellung

17. April bis 28. Juni 2024
Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch und Donnerstag 10 – 15 Uhr, sowie nach Vereinbarung

Ort

BDA Galerie
Mommsenstr. 64
10629 Berlin
https://www.bda-berlin.de/
Google Maps

Dossier → Sguardi Periferici : Periphere Blicke

Eine römische Materialsammlung

→ Eine Ausstellung von Trutz von Stuckrad Penner auf Einladung des Kuratoriums der BDA Galerie Berlin

EINLADUNG VERNISSAGE
16. April 2024 · 19 Uhr

Eine Begegnung mit der römischen Peripherie in der BDA Galerie Berlin

Die neue Ausstellung in der BDA Galerie transportiert den Mythos der Campagna Romana nach Berlin – und setzt sich mit dieser höchst ikonisierten Landschaft auf gleich mehreren Ebenen auseinander. Zur Eröffnung der Ausstellung SGUARDI PERIFERICI : PERIPHERE BLICKE in der BDA Galerie am 16. April um 19 Uhr laden wir Sie herzlich ein.

Foto: Trutz von Stuckrad Penner

Im Rahmen des Stipendiums an der Deutschen Akademie Rom Casa Baldi sind Jan Trutz, Götz von Stuckrad und Katharina von Stuckrad Fragen nach den Grundlagen der Bildvorstellungen, mit denen wir unsere heutigen urbanen Landschaften wahrzunehmen vermögen, nachgegangen. Fragen, welche zum Einen von der Begegnung mit der römischen Peripherie, einem künstlerisch prägenden Sinnbild der Landschaft, inspiriert sind; zum Anderen von der Spurensuche nach den bleibenden Werten der römischen Vorstadtsiedlungen des Wohnungsbauprogramms der INA CASA aus der unmittelbaren Nachkriegszeit im Zeichen des Neorealismus. Peripheres Sehen – mit seinen nicht fokussierten Blicken – erweitert dabei die Wahrnehmung, da den Rändern die gleiche Aufmerksamkeit wie dem Zentrum geschenkt wird.

Die Ausstellung versammelt als gedanklich offene Konstellation zusammengetragenes und angefertigtes Material und lässt eine imaginäre Karte des römischen Hinterlandes entstehen. Hier begegnen sich Landschaft, Architektur, Malerei, Kino, Literatur und Fotografie.

Termine

Vernissage in der BDA Galerie:

Dienstag, 16. April 2024, 19 Uhr
Einführung in die Ausstellung und das neue Format „Dossier“: Urs Füssler
-> Transkription der Einführung

Führungen durch Trutz von Stuckrad Penner:

Dauer der Ausstellung

17. April bis 28. Juni 2024
Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch und Donnerstag 10 – 15 Uhr, sowie nach Vereinbarung

Ort

BDA Galerie
Mommsenstr. 64
10629 Berlin
https://www.bda-berlin.de/
Google Maps

Architektur macht Bewegung

Fotografische und tänzerische Perspektiven auf Hansa-Viertel und Karl-Marx-Allee von Mila Hacke und Christine Schmidt

Foto: Mila Hacke

Architektur beeinflusst und spiegelt Lebensgefühl und Selbstverständnis, choreographiert Alltagsbewegungen und verortet uns historisch und gesellschaftlich entlang der großen politischen Umbrüche und Machtstrukturen immer wieder neu. Hansaviertel und Karl-Max-Allee sind die Vorzeigeprojekte von Städtebau und Architektur der Nachkriegsmoderne in Berlin. 

Die großformatigen Fotografien von Mila Hacke nähern sich den Gebäuden beider städtebaulicher Areale in einer fotografischen Bewegung vom Stadtraum über die Eingänge bis in den Innenraum an.

Von Christine Schmidt mit den Tänzer:innen Josephine Evrard, Roosa Sofia Nirhamo, Frhad Gaafar und Abdullah Hatem konzipierte Tanzinterventionen erkunden spielerisch durch Bewegung die Architektur hinsichtlich ihrer körperlichen Erfahrbarkeit und sinnlichen Qualitäten – dokumentiert in einer Filmcollage. Auf einer getanzten Exkursion durch das Hansaviertel beleben vier Tänzer:innen auf einem 90-minütigen Spaziergang dessen Architekturen.

Foto: Mila Hacke

Das Format „BDA-Labor“ der BDA Galerie Berlin gibt Architekt:innen und architekturnahen Künstler:innen Raum, ihre künstlerischen Positionen zur Architektur einzubringen und neue Bezüge zwischen aktuellen architektonischen und künstlerischen Fragestellungen herzustellen.

„Architektur macht Bewegung“ wird von Constantin von der Mülbe und Tillmann Wagner kuratiert.

FOTOGRAFISCHE UND TÄNZERISCHE PERSPEKTIVEN AUF HANSAVIERTEL UND KARL-MARX-ALLEE

Eröffnung: Dienstag, der 29.08.2023, 19 Uhr

Finissage: Dienstag, der 10.10.2023, 19 Uhr

BDA Galerie Berlin: Mommsenstraße 64, 10629 Berlin


BEGLEITPROGRAMM ZUR AUSSTELLUNG
ARCHITEKTUR MACHT BEWEGUNG

Getanzte Exkursionen durch das Hansaviertel und Führungen anlässlich des Tages des offenen Denkmals

Führung mit Mila Hacke in der BDA Galerie am Samstag, 9.9.2023, 10 Uhr


Die Ausstellung Architektur macht Bewegung in der BDA Galerie Berlin ist eröffnet und das Begleitprogramm beginnt.
Ausstellungsführungen mit der Fotografin Mila Hacke und den Kuratoren Tillmann Wagner und Constantin von der Mülbe werden auf Nachfrage für Gruppen angeboten.

Wir möchten auf folgende Veranstaltungen hinweisen, die in Kürze bevorstehen:

So. 03.09. 12.00 und 14:30 Uhr
„Architektur macht Bewegung“ – eine getanzte Exkursion durch das Hansaviertel
Treffpunkt: Hansabibliothek, Altonaer Str. 15, 10557 Berlin
Anmeldung erforderlich unter: kontakt@offen-fuer-kultur.berlin​Konzept und Choreographie​: Christine Schmidt
Tänzerinnen und Tänzer: Josephine Evrard, Roosa Sofia Nirhamo, Frhad Gaafar, Abdullah Hatem
gefördert von Berlin, Initiative DRAUSSENSTADT
Eine weitere getanzte Exkursion findet am Sonntag, 8.10.2023 um 14 Uhr statt.

Sa. 9.09. 10.00 Uhr
Ausstellungsführung bis 11 Uhr mit Mila Hacke zum Tag des offenen Denkmals

Treffpunkt: BDA Galerie Berlin
Mommsenstr. 64, Ecke Schlüterstraße, Charlottenburg-Wilmersdorf

Am Denkmaltag gibt es zudem viele Angebote, die sich mit dem Welterbe-Antrag von Berlin beschäftigen: Stadtführungen und Vorträge zum Hansaviertel Interbau 1957 und zur Karl-Marx-Allee 1. und 2. Bauabschnitt.
Alle Informationen unter https://denkmaltag.berlin.de/


Fotos Vernissage: Jasper Terhaar

wechsel STOFF wechsel

→ Kuratoren: Astrid Bornheim, Ludwig Heimbach

Materialwende in der Architektur

Die BDA Galerie lädt am 25. April 2023 um 18 Uhr zur Vernissage der Ausstellung wechsel STOFF wechsel. Die Ausstellung wird bis zum 6. Juni 2023 gezeigt.

Die Ausstellung „wechsel STOFF wechsel“ diskutiert die Frage, welchen Beitrag das Material in der Architektur für die drängenden Herausforderungen in Zeiten des Klimawandels leistet und welche Bedeutung das Material für den architektonischen Entwurf in der Zukunft haben wird.

Material als gespeicherte Energie ist ein Game Changer bei der Entwicklung zukunftsfähiger Architektur. Die konventionelle Auffassung, dass Material etwas Permanentes, Abgeschlossenes, Starres, Unveränderliches ist, ist im Wandel. Ein neuer Materialbegriff hat einen radikalen Einfluss auf die Vorstellung von Raum und Architektur.

Die Ausstellung „wechsel STOFF wechsel“ zeigt mit ihrer Installation als Video- und Foto-Essay u.a. Forschungsarbeiten und Materialproben der KU Leuven, der Hochschule Bochum und der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung, die sich mit Aspekten von Zeit, Maßstab, Struktur, Ästhetik und deren Verwandlung beschäftigen.

Die Konzeption inszeniert den Galerieraum als Projektionsfläche und Bühne für eine Betrachtung der Gesprächsstoffe:

Curators Talk
25.4.2023 Maßstab: Rachel Armstrong, Jan Wurm / KU Leuven 
24.5.2023 Wahrnehmung: Sven Pfeiffer / Hochschule Bochum, Gudrun Rauwolf / TU Berlin
6.6.2023 Struktur: Christiane Sauer / Kunsthochschule Weissensee, Julia von Werder / BAM Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung 

Astrid Bornheim ist Architektin in Berlin und Mitglied im Kuratorium der BDA Galerie Berlin. Sie lehrt an zahlreichen Universitäten, u.a. im Masterstudiengang AMM an der Hochschule Bochum, aktuell zum Thema Materialexperiment und Micro Materials.

Ludwig Heimbach ist Architekt in Köln und Berlin, Mitglied im Kuratorium der BDA Galerie Berlin. Er lehrt an zahlreichen Universitäten, zuletzt an der KU Leuven im BioCraftsmanship Studio des Master-Programms.

Rachel Armstrong ist Professorin für Regenerative Architecture am Department of Architecture der KU Leuven, Belgium, Senior TED Fellow und Robert Rauschenberg Foundation, Rising Waters II confab Fellow. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit gilt einer ökologischen, technologischen und auf das Leben ausgerichteten Praxis, die sie als „lebendige Architektur“ bezeichnet und die Auswirkungen auf Design und Technik in einer aus dem Gleichgewicht geratenen Welt berücksichtigt.

Jan Wurm ist Professor für Regenerative Design and Biofabrication in Architecture, am Department of Architecture der KU Leuven, Belgium, Direktor Jan Wurm Consulting, Brüssel, und Arup EU Engagement Lead, Arup Ventures Lead. Er versteht Materialität als integrierendes Medium, um in Zusammenarbeit mit Designern, Künstlern, Ingenieuren und Wissenschaftlern auf verschiedenen Maßstabsebenen zu visionieren, zu entwerfen und zu konstruieren.

Gudrun Rauwolf ist Architekturpsychologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet Architekturtheorie der TU Berlin. Sie ist stellvertretende Fachbereichsleiterin Umweltpsychologie im Bund Deutscher Psycholog*innen (BDP) mit dem Fokus Architekturpsychologie und untersucht, wie Planer*innen und zukünftige Nutzer*innen neue pilzbasierte Baumaterialien im architektonischen Kontext als mögliche nachhaltige Alternative erleben und bewerten.

Prof. Sven Pfeiffer ist Professor für Digitales Entwerfen und Bauen an der Hochschule Bochum und leitet das Architekturbüro studiosvenpfeiffer in Berlin. Seine Forschung ist an der Schnittstelle von innovativen Materialien, Architektur und Digitalität angesiedelt. Er entwickelt Anwendungen pilzbasierter Baustoffe, die u.a. im Futurium zu sehen sind und kuratierte mit Vera Meyer die derzeit im BHROX bauhaus reuse Pavilion gezeigte Ausstellung MY-CO PLACE. 

Digital Media Management in Kooperation mit dem Masterstudiengang Architektur Media Management AMM, Prof. Jan Krause, dem Modul Material Think Tank der Hochschule Bochum und reframe Berlin.

Fotos: Kay Fingerle


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Tel. 030 886 83 206
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Mit freundlicher Unterstützung von:

Berlin Atlas 3 → Stadt entlang der Industriebahn Tegel-Friedrichsfelde

Architektur als Kritik an dem, was da ist

→ Eine Ausstellung der BDA Galerie Berlin und ihres Kura­toriums, verantwortlich: Nataliya Sukhova, Andrew Alberts und Urs Füssler

EINLADUNG VERNISSAGE
15. Nov. 2021 · 19 Uhr

Die dritte Ausstellung zum Berlin Atlas zeigt Collagen eingeladener Achitektinnen, Architekten und anderer Planerinnen zu folgendem Szenario:
Man stelle sich vor, dass auf der ehemaligen Güterbahnstrecke von Tegel Hafen nach Friedrichsfelde Ost eine S-Bahn-Linie führe und zeige auf, wie sich die Stadt hier entwickeln könnte.

Wir sind überzeugt, dass sich die Frage, wie sich Berlin weiter entwickeln soll, nicht nur auf Gebiete innerhalb des S-Bahn-Rings (9% des Landes Berlin), oder außerhalb der Landesgrenzen (IBA Brandenburg-Berlin) beschränkt. Die Stadtteile, die hier liegen, werden nicht durch die Ausfallstraßen charakterisiert, die diese durchschneiden. Sie sind die Toten Winkel der Stadtentwicklung, und wie wir sehen können, auf jeder Fahrradfahrt oder Wanderung entlang der Industriebahnlinie von Tegel nach Friedrichsfelde, handelt es sich tatsächlich um einen riesigen städtebaulichen Schatz.

Ziel ist eine Architektur, die mit dem, was da ist, arbeiten kann und dadurch Kritik übt. Eine Architektur, die transformiert, überwindet, integriert, ummodelt, ergänzt, amputiert, juxtaposiert, verfremdet, missinterpretiert, überhöht, verroht oder verfeinert, verdichtet und frei setzt. Eine Architektur, die affirmativ kritisiert – dadurch, dass sie Möglichkeiten aufzeigt.

Die Architektur-Collage ist mehr als eine klassische Darstellungstechnik, sie ist ein Werkzeug, das die Auseinandersetzung mit dem bestehenden sowohl anregen, durchspielen, als auch vermitteln kann. So fungiert die Collage als Medium.

Die aktuellen Beiträge der Ausstellung werden im dritten Band des Berlin Atlas zusammengefasst, ergänzt um Fotos des Status quo, Projektbeschreibungen und Situationspläne – erhältlich in der BDA Galerie. Mit dem Atlas soll eine alternative Stadtkarte entwickelt und publiziert werden, die – verfasst von einer pluralen Autorenschaft – Ideen für die Zukunft der Stadt in der Möglichkeitsform illustriert.

Termine

Vernissage in der BDA Galerie:

Dienstag, 15. November 2022, 19 Uhr
Im Rahmen der Vernissage werden die ausgestellten Beiträge vorgestellt und kommentiert von:

  • N.N.

Dauer der Ausstellung

16. November 2022 – 16. März 2023 (verlängert!), Finissage am 14. März, 19 Uhr.
Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch und Donnerstag 10 – 15 Uhr, sowie nach Vereinbarung

BDA Galerie Berlin

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info@bda-berlin.de, https://www.bda-berlin.de/