3 Kommentare

  1. Günter Andres

    VIERZIGAUFVIERZIG

    KONGLOMERAT, SPINNENNETZ, MEGASTRUKTUR

    KONGLOMERAT

     Zur Zeit kursiert die „Kölner Erklärung“ die den Titel trägt „Die Stadt zuerst“. Unsere Stadträume seien „noch nie so armselig gewesen“, weil die „Hauptverantwortlichen“ aneinander vorbeiplanen. Dass städtebauliches Wissen nicht mehr in der notwendigen integrativen Weise gelehrt werde, steht da, und das den kommunalen Verwaltungen städtebaulich (und architektonisches, Verfasser) befähigtes Personal fehle. (db 11.2014). Dies ist eine bemerkenswerteswerte These, die natürlich ebenso interessante Antithesen in den Dialog bringen. Ohne ihn wird es kein Synthese geben.

     Ein Antithesen-Paket, ebenda genannt, ist „100 % Stadt“, die eher die stärkere Einbeziehung der von den Planungen Betroffenen postuliert und es mit Beispielen wie Stuttgart 21, Hamburg-Hafen, Gängeviertel und natürlich Medina-Spree untermauert. Übrigens- interessanterweise- überwiegend von Frauen initiiert. Allerdings haben sie den Flughafen „Schönefeld“, sorry gemeint ist der Brandt-Flughafen vergessen, ins Feld zu führen. Natürlich kann man nicht alles eintüten. So geht es natürlich auch dem Bewerber!
     Eine Synthese steht noch aus. Ein Versuch ist es wert.
     Kommen wir zur Sache. Berlin ist eine einmalige Stadt. Das trifft sicherlich auf alle Städte zu. Berlin zeichnet sich durch chaotische städtebauliche Verhältnisse aus. Kein Wunder „Schrecklich ist die Volksmasse, wenn sie schlimme Führer hat“ sagte schon Euripides, obwohl Berlin zu der Zeit nicht einmal Quark im Schaufenster war. Natürlich haben die schlimmen Führer und die schreckliche Volksmassen nicht nur Spuren hinterlassen, sondern auch die Stadt verunstaltet, nicht nur aus Eitelkeit.
     Hinzu kommt das Problem; Vielheit ohne Einheit provoziert Chaos. Lange genug hatten wir und besonders Berlin dieses Problem. Eine kontinuierliche Entwicklung, ein kompetente Stadtentwicklung steht immer noch aus.
     Sie ist außerdem ein Konglomerat oder familiär gesagt ein Patchwork vieler Familien, Generationen, Dissidenten, Multi-Kulti-Talente, vieler geostrategischer, sozialer, urbaner Komponenten, wie z. B. :
    o Urstromtal, Barnim, Teltow, Lebus geprägt von den Moränen der Eiszeit
    o Städte- wie Berlin, Cölln, Köpenick, Spandau, Dörfer- wie Lichtenrade, Friedrichfelde, Colonien und Gutshöfe wie Karlshorst um nur einige zu nennen bilden ein manchmal auch erfreuliches Sammelsurium, Kitze benannt. Aber Alt-Berlin und Cölln gibt es nicht mehr. Nur das Konglomerat Berlin. Verlust der Mitte?
    o Brauchen wir einen Schwarzplan, a la Stimmann, brauchen wir das Ewig-Gestrige-was-immer-war-und-immer-wieder-kehrt-und-heute-gilt-weil-es-gestern-hat-gegolten (Friedrich Schiller), z. B. das Hohenzollern-Schloss? Das nicht, aber ein Humboldt-Forum als Ort der Wiedersehenfreude und Ort des Immer-Wieder-Neuanfanges mit oder Theater ohne Theater, mit oder ohne Museum, mit oder ohne…
    o Germanen, Slawen, Franzosen, Deutsche, Polen, Türken u. u. machen aus Berlin einen sozialen Schmelztiegel. Gott-sei-Dank! Immer willkommen.
    o Dem eklektizistischen 19. Jahrhundert, stilistisch als „horror vacui“ einzuordnen, wird heute durchaus mit Empathie begegnet. Aber es darf nicht zum Leitbild heutiger Architektur und schon gar nicht zum Vehikel der Stadtentwicklung gekrönt werden.
     Der Tecum-Plan von 1906 demonstriert sehr überzeugend das Fehlen langfristiger städtebaulicher Planung. Daran hat sich leider nicht wirklich etwas verändert. Marktwirtschaftlicher Pragmatismus führt immer noch zu kurzfristig attraktiven Lösungen, aber mittelfristig und möglicherweise langfristig zu Barrieren verschiedenen Couleurs, auch parteipolitisch von der repräsentativen Demokratie stimuliert. Vieles ließe sich noch hinzufügen. Aber jetzt reicht es. Ein schwieriges Feld ist der Berliner Flickenteppich in jeder Hinsicht!

    Spinnennetz

     Alt-Berlin, Cölln sind passe`. Leider, aber auch Paris hat lange schon vor uns das Alt-Paris, dank? der Initiative des Stadtplaners und Architekten Georges-Eugene Haussmann unter Napoleon III. eingebüßt.
     Dafür hat Paris die wunderbaren Boulevards und in der Moderne des 20./21. Jahrhunderts die dominante Megastruktur, gewonnen, die wie Land- und Stadtmarken Orientierung, Identität aber auch Heimatgefühl vermitteln und heute eine Stadt der Prioritäten ist.
     Könnte dies nicht ein Vorbild sein. Eine neue städtebauliche Mitte ist in Berlin misslungen. Das Schloss steht nicht dafür, nicht weil er in der ehemaligen Schwester-Stadt Cölln steht, sondern weil es weniger Dominanz hat als der wiedererstandene Berliner Dom, der als Sachzeuge einer kaiserlichen Geschichtsepoche das Umfeld eindeutig „regiert“. Auch ein „St. Walter“, der Fernsehturm beeinträchtigt ihn nicht.
     Aber wir haben das heute sog. Marienviertel, eigentlich besser Marienplatz, das auf dem „Friedhof“ von Alt-Berlin steht. Kann das nicht zu einem „Public-Viewer“, nicht im digitalem sondern im analogen Sinne zum Herzen und Gedächtnis Berlins avancieren und zur neuen Mitte werden, von der die Stadt Impulse erfährt?
     Ein crossover der Geschichte und der Zukunft ist wichtig, eine Mitte reicht nicht. Berlin hat einen Stadtbezirk Mitte, aber es gibt auch einen Stadtbezirk Lichtenberg. Die Mitte muss Ausgangspunkt einer Kommunion Berlins sein.
     Spinnennetze verschiedener Art existieren wunderbarerweise bereits in Berlin, wenn gleich auch die Zentren zwar nicht identisch, aber stadtgestalterisch vielleicht integrierbar sind. Immerhin bestehen sie aus Radien, die von manchmal imaginäres Zentren ausgehen und mit konzentrisch organisierten Tangenten verknüpft und deshalb kommunikativ sind:
    o S- und U-Bahn mit seinen crossover West-, Ost-, Süd- und Nordkreuz, heute noch Gesundbrunnen, mit der unübersehbaren Friedrichstraße als Mitte?
    o Das Eisenbahnnetz ist natürlich regional bis international organisiert, folgt aber auch dem Prinzip der zentralisierten Spinnen, nur das Schnittpunkt der Radien liegt am neuen Hauptbahnhof, westlich des Bahnhofes Friedrichstraße. Eine Alternative zum derzeitigen Zentrum? Weil dort das „Band der Mitte“ lokalisiert ist, Ost und West sich begegnen?
    o Straßenbahn-Netz, eines der ältesten und das 3 größte der Welt, nach Melbourne und Sankt Petersburg. Es ist nicht zentral organisiert, weil es andere Prioritäten hat. Vielleicht kitzgerechte?
    o Straßennetz, ebenfalls zentriertes Spinnennetz mit starken westlich orientierten? Tangenten, aber eindeutiger Mitte in Berlin Mitte
    o Google Earth, das alle Spinnennetze abbildet und als Stern der Mitte die Kreuzung Spandauer und Karl-Liebknecht-Straße im Visier hat. Östlich einige Schritte weiter steht die Marienkirche frei auf dem großen Platz der begrabenen Geschichte.
    o Sicher gibt es noch andere Netze, aber eher soziale, metaphysische bis digital-informative Netze, die durchaus auch städtebauliche Konsequenzen haben, aber erst erfasst werden müssen.
     Diese Netze sollten als Leitplanken für die langfristige städtebauliche Planung dienen. Natürlich sollen nicht alle Radien, Tangenten und Spinnen städtebaulich umgesetzt werden. Aber eine kongruente Megastruktur a la Paris wäre städtebaulich nützlich, da sich auch die Raum-Zeit Beziehungen besser realisieren lassen.

     Die Mitte ist das Marienviertel?, mit der gotischen Hallenkirche St Marien, der Mittelpunkt die Alabaster Kanzel von Andreas Schlüter, die eine gewaltige Säule der Kirche ersetzt hat, ohne dass die Kirche eingestürzt ist. Sie ist von beeindruckender wunderbarer Schönheit. Der Totentanz ist auch dabei, passend zum Friedhof Alt-Berlin.
     Natürlich bleibt deshalb Alt-Berlin Berlin Mitte. Es muss nur städtebaulich organisiert werden. Aber ohne den berüchtigten Schwarzplan. Der Anfang ist schon gemacht. Warum sollte er verworfen werden?
     Mit dem Wettbewerb Berlin-Alexanderplatz von 1993 wurde ein guter Auftakt für die Entwicklung von Land- und Stadtmarken gegeben. Den 1. Preis erzielte der Entwurf vom Büro Prof. Hans Kollhoff, Helga Zimmermann. Diese Planung geht in die richtige Richtung.
     Diese Richtung sollte aber städtebaulich stärker durch die Fixierung der Mitte und der spinnenkonformen Megastruktur, unter Berücksichtigung tangentialer Bezüge organisiert werden.

    MEGASTRUKTUR

     Megastruktur muss nicht ein Mythos werden, soll es auch nicht, sie dient in erster Linie zur Orientierung,
     wird zum Identifikation,
     suggeriert Heimatgefühle
     und führt ins Kitz
    Mag sein, dass dies eine Vision ist, die bereits existiert. Aber machbar, stadträumlich, sozial-kommunikativ ist sie allemal.

    Adieu, viel Spaß und gutes Gelingen wünscht

    Dr. Günter Andres / 20.11.15 / 12.12.15

  2. Günter Andres

    5 Megastrukturen für die Identifikation Berlins:
    MITTE(SchLOSS), OWNS-KREUZ
    Die Megastrukturen bestehen aus Krampen, Nägeln und Perlen,
    O-, W-, S-(mit Tempelhof) und N-Kreuz(Gesundbrunnen)- Megastrukturen nehmen das vorhandene bewährte Spinnennetz aus U-, S-, Straßenbahn? und Bus auf und verstärken es. Die Megastruktur Mitte ist da, wo sie hingehört, als „Oberhaupt“ oder „Krone“ des umstrittenes Schlosses (siehe Skizzen) unter Einbeziehung des Kollhoff-Modells. Übrigens v. Boddin (GF des Schlossvereins) weiß seit 20.1.15 von der Idee „wenn schon, denn schon“, wie Sie der Anlage entnehmen können. Verbunden werden die Megastrukturen durch futuristische Drahtseilbahnen, die natürlich witzige Utopien sein wollen.
    Adieu-G. Andres

  3. Günter Andres

    Wir, nicht nur die Rotarier haben Pro und Contra über den Wiederaufbau des Hohenzollern-Schlosses diskutiert. Im Contra-Leserbrief des Rotary-Magazins hatte ich das Zitat F. V. Schiller als Argument benutzt:
    Nicht was lebendig kraftvoll sich verkündigt,
    ist das gefährlich Furchtbare.
    Das ganz Gemeine ist`s, das ewig Gestrige,
    was immer war und wiederkehrt
    und morgen gilt, weils heute halt gegolten.
    Natürlich hat es Diskussionen ausgelöst, in erster Linie bei dem Aktivisten des Schlosswiederaufbaues als Humboldtforum- Wilhelm von Boddien. Er hielt einen Pro-Vortrag im RC-Erfurt und lud uns nach Berlin ein. Weil ich verhindert war, bekam er per Postbote die Skizze (s.o.)
    „Wenn schon, denn schon / 20.1.15 b.w.
    mit dem Schillerzitat auf der Rückseite.
    Diese Skizze ist ergänzt mit dem Kollhoff-Vorschlag für den Alex.
    W. v. Boddin hat recht, der Standort des Schlosses markiert die Mitte Berlins. Das reicht aber nicht. Wir brauchen eine städtebauliche und seelische Megastruktur für Berlin. Baulich ist dies machbar, wie es die beiden Skizzen zeigen, seelisch reicht ein Humboldtforum als 2 Museumsinsel nicht aus

    Die Megastrukturen bestehen aus Krampen, Nägeln und Perlen, falls sie noch am Modell vor Ort sind.
    O-, W-, S-(mit Tempelhof) und N-Kreuz(Gesundbrunnen)- Megastrukturen nehmen das vorhandene bewährte Spinnennetz aus U-, S-, Straßenbahn? und Bus auf und verstärken es. Die Megastruktur Mitte ist da, wo sie hingehört, als „Oberhaupt“ oder „Krone“ des umstrittenes Schlosses (siehe Skizzen) unter Einbeziehung des Kollhoff-Modells. Verbunden werden die Megastrukturen durch futuristische Drahtseilbahnen, die natürlich witzige Utopien sein wollen.

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